Bereits 1734 vor der endgültigen Fertigstellung der Kirche ergeht an Gottfried Silbermann der Auftrag, eine Orgel für die Ponitzer Kirche zu bauen. In einem am 14. September des gleichen Jahres unterzeichneten Kontrakt sind bereits genaue Angaben über die zukünftige Orgel enthalten. Unterzeichnet wurde diese Urkunde von Carl August von der Planitz, Dorothea von Schönburg geb. von Zehmen und von Christiana Sibylla von der Planitz geb. von Zehmen als die Auftraggeber sowie von Gottfried Silbermann.
Das Original dieses Schriftstückes ist heute unauffindbar. Der detaillierte Inhalt des Kontraktes geht jedoch aus einer zeitgenössischen Abschrift hervor. Erst 1996 entdeckte man diese handschriftliche Kopie des ursprünglichen Vertrages auf einer Auktion in London. Heute befindet sich dieses Schriftstück in der Sächsischen Landesbibliothek, eine Fotokopie existiert auch im Ponitzer Pfarrarchiv. Mit dem Auffinden dieser Abschrift wurde erstmals deutlich, dass die Orgel nach dem erweiterten Vertrag von 1735 erbaut wurde.
Der erste Auftrag sah folgende Disposition vor:
Hauptmanual |
Im obern Werck |
Im Pedal |
1. Principal 8 Fuß | 1. Gedacktes 8 Fuß | 1. Sub-Bass 16 Fuß |
2. Quintadena 8 Fuß | 2. Rohr Flöthe 4 Fuß | 2. Octaven-Bass 8 Fuß |
3. Rohrflöte 8 Fuß | 3. Nassat 3 Fuß | 3. PosaunenBass 8 Fuß |
4. Octava 4 Fuß | 4. Octava 2 Fuß | 4. Tremulant |
5. Spiz Flöthe 4 Fuß | 5. Quinta 1 1/2 Fuß | |
6. Quinta 3 Fuß | 6. Soufflets 1 Fuß | |
7. Octava 2 Fuß | 7. Cymbeln 2fach | |
8. Tertia aus 2 Fuß | ||
9. Mixtur 4 Fuß | ||
10. Cornet 3 Fuß | ||
11. vox humana |
Summa 22
Stimmen
|
Nach diesen Angaben sollte ursprünglich die Orgel zu Ponitz erbaut werden. Der vereinbarte Preis hierfür betrug 900 Thaler sowie "frey Logiament, Kost und Lagerstatt samt denen benöthigten Kohlen und Brennholz inngleichen freye Ab- und Zufuhren"; so geht es aus dem Kontrakt hervor. Silbermanns Unterkunft ist heute noch als kleines Fachwerkhaus erhalten. Es befindet sich beim ehemaligen Ponitzer Gasthof in der Crimmitschauer Straße. Seit 1983 erinnert eine Gedenktafel an den Aufenthalt Silbermanns.
Durch einen Nachtrag vom 1. März 1735 wurde der Kontrakt erweitert. Demnach sollte Silbermann folgende Register zusätzlich einbauen:
Im Hauptmanual
Im Obermanual
Im Pedal
Bordun 16 Fuß Principal 8 Fuß anstelle des Subbaß ein Principal 16 Fuß Viol di Gamba 8 Fuß Octava 4 Fuß
Für diese Veränderungen wurden 200 Reichsthaler zusätzlicher Lohn vereinbart.
Die zeitgenössische Abschrift des Kontrakts enthält folgenden Nachtrag: "Weil vielgedachter Herr Silbermann bei Verfertigung des Werckes noch eines und das andere an der Disposition geändert, so ist dieselbe würcklich nunmehro also beschaffen:"
Hauptwerk |
Oberwerk |
Pedal |
Bordun 16 Fuß | Principal 8 Fuß | Principal-Baß 16 Fuß |
Principal 8 Fuß | Gedackt 8 Fuß | Posaunen-Baß 16 Fuß |
Rohr-Flöthe 8 Fuß | Quintadehn 8 Fuß | Octav-Baß 8 Fuß |
Viol di Gamba 8 Fuß | Octava 4 Fuß | Calcantenglocke |
Octava 4 Fuß | Rohr-Flöthe 4 Fuß | Nebenzüge |
Spitz-Flöthe 4 Fuß | Nassat 3 Fuß | Tremulant im Hauptwerk |
Quinta 3 Fuß | Octava 2 Fuß | Schwebung im Oberwerk |
Octava 2 Fuß | Gemßhorn 2 Fuß | Pedalkoppel (seit 1884) |
Tertia 1 3/5 Fuß | Sesquialtera 1 3/5 Fuß | Manualschiebekoppel |
Mixtur 4fach | Quinta 1 1/2 Fuß | |
Cornett 3fach | Suffloeth 1 Fuß | |
Cymbeln 2fach | ||
Vox humana 8 Fuß |
Mit den Arbeiten für die Ponitzer Orgel beginnt Silbermann im Winter des Jahres 1736/37 in seiner Freiberger Werkstatt. Ab dem 3. Juni 1737 setzt er die Arbeit in Ponitz fort. Reichlich fünf Monate, bis Mitte November, bleibt der Orgelbauer mit seinen Gehilfen im Ort. Das Orgelgehäuse, welches zunächst ausschließlich in gold und weiß gehalten war, erhielt erst im Jahre 1758 die Bemalung im Stil des Bauernbarock. Zacharias Bromme aus Zschöpel (einem Ortsteil von Ponitz) beauftragte und bezahlte dafür den Staffierer Maul aus Altenburg. Im 19. Jahrhundert erhielt die Orgel erneut einen Anstrich, diesmal mit brauner Farbe. Heute ist die Orgel wieder im Stil des Bauernbarock zu sehen. Über dem Spielschrank befindet sich eine goldene Inschrift in einer goldgerahmten Kartusche auf dunklem Grund:
1782 Einbau eines Glockenspiels | |
1828 Herstellung der gleich schwebenden Temperatur. | |
1884 Einbau einer mechanischen Pedalkoppel anstelle des Bassventils | |
1936 Erneuerung der Pedalklaviatur | |
1961/63 Freilegung und Restaurierung der originalen Gehäusefassung | |
1983 Restaurierung durch die Firma Eule; Bautzen (der seit 1936 die Pflege der Orgel obliegt). |